Montag, 29. Dezember 2014

Alto Turia Ride 2002

Alto Turia Ride 2002
Richard Schalber, bekannter Veranstalter der Transdanubia Ride wollte mehr:Mehr Endurogelände, mehr Härte und sportlichen Anspruch.

Spaniens Steine
Am Start der spanischen Hafenstadt Valencia fanden sich 71 Starter aus 8 Nationen Europas ein, darunter 28 Deutsche. Der Namenspatron der Rallye, der Fluss Turia, der sein Bett tief in das spanische Bergmassiv eingegraben hat, mündet hier ins Meer und entlang seines Laufes sollte die Rallyestrecke führen.

Der erste Höhepunkt nach einem reibungslosem Check In und technischer Abnahme war ein Prolog dierekt am Badestrand von Valencia. Während der Radlader die Tables und Sprünge zusammenschob, wunderten sich die Strandgäste über das Flatterband im Sand und die ersten Teilnehmer bekamen weiche Knie bei der Besichtigung. 5 Runden a 2 km! -nicht nur die Strecke war am Ende völlig kaputt, diverse Piloten zogen dann doch ein Sonnenbad vor und beendeten ihre Qual bereits nach einer oder zwei Runden...

Für die zuletzt gestarteten Fahrer, ich hatte die Startnummer 69 und kann daher aus eigener Erfahrung berichten, war es in den mittlerweile bis zur Radnabe tiefen Spurrinnen kaum möglich, gute Zeiten zu fahren. Selbst die starke KTM 520 Racing quälte sich unter mir im tiefen Sand. Tables und Sprunghügel waren nur noch zerwühlte Sandhaufen und Streckenmarkierungen waren kaum noch zu finden, weil auch keine Streckenposten zur Stelle waren, um das Chaos zu ordnen. Der Londoner Tara o´Callagan, bester Privatier der letzten Dakar, zeigte allerdings auch mit der Startnummer 70 und Bestzeit was möglich ist. Dieses Ergebnis und auch die Anstrengungen derer die sich bis zum Ende durchquälten, wurde aber nicht belohnt. Wegen unklarer Verhältnisse bei der Streckenführung und weil dadurch sich einige Fahrer durch abkürzen Vorteile verschafft hatten,wurde der Prolog anulliert. Der zweite Tag führte die Fahrer auf der Etappe "Valencia" über 242km vom Start in Valencia in die Berge zum Camp Arras Rual, was für die weiteren Wettkampftage Start und Zielpunkt werden sollte. Das Roadbook war, dafür ist Schalber bekannt, fast millimetergenau und wer sich daran hielt konnte sich auch nicht verfahren. Im erste Abschnitt des Tages führte uns die Route durch ein teils ausgetrocknetes Flussbett mit einigen anspruchsvollen Trailpassagen, ein Vorgeschmack auf kommende Rallyetage.

Die Wertungsprüfung des Tages fand nochmals auf einer abgesperrten Stecke in einem Steinbruch statt, Schalber wollte uns nicht Sonntags durch den Wald rasen lassen, um die Wanderer zu "schonen". Auch hier war die Streckenführung anspruchsvoll aber nicht zu schwer, die steilsten Hänge wurde hinunter gefahren, das verhinderte sicher auch den ein oder anderen Stau.

Tag 3 und "Albarracin"-fast der nördlichste Punkt der Etappe gab ihr den Namen - Schotter und Steine prägten die 280km lange Stecke. Spätestens am heutigen Abend werde ich Reifen wechseln müssen, war mein Gedanke...
Und der Metzler-Renndienst Wofgang Butzner war wirklich nicht umsonst die fast 1500km von Deuschland gekommen:
Die scharfen Steine fraßen die Reifen nur so auf, heftig flotter Fahrstil wird nicht mit weniger als einem Hinterradreifen täglich neu bestraft, vorn gehts auch mal 2 Tage gut. So war am Truck von Metzeler bis in die späten Abendstunden Hochbetrieb und die Kinder des Dorfes sammelten fleissig, wohl in dem Wettkampf, wer die meisten schwarzen Gummis zum bergabrollen hat. Rasen musste übrigens keiner den ganzen Tag über. Wie bei Enduroveranstaltungen üblich, hatte jeder eine Sollzeit für den Tag, Bestzeiten waren nur auf den Navigationsprüfungen gefragt, die mit jedem Tag an Länge zunahmen.
Das störte aber einige nicht, manchmal hatte ich das Gefühl, das es da noch den heimlichen Wettkampf gab, wer abends als erster am Ziel eintrifft. Für die schellen Fahrer eine besondere Herausforderung, denn nach der bereits von der Transdanubia bekannten Regelung startet der schlellste immer als letzer auf die Tagesetappe. Immerhin schaffte es der Londoner o´Callagan, so zeitig am Start der SP 2 zu sein, das nich einmal die Zeitnahme da war. Weil er über den Startpunkt aber nicht bescheid wusste- so erklärte es man uns beim abendlichen Briefing- fuhr er ins Ziel ohne SP2. Das war dann auch die Begründung, bereits die zweite SP zu anullieren.

Die dritte Etappe mit dem Namen "Javalambre" über 242km am Tag 4 der Rallye führte die Fahrer nordöstlich des Camps in bergige Regionen und bot wegen des geländeprofils besten Endurospass. Zwei Wertungsprüfungen mit anspruchsvollem Profil, viele Kehren bergauf, dann wieder steile Abfahrten schafften die besten Fahrer in 30 und 40 Minuten. Wer sich bei diese kurzen "Sprintetappen" einmal verfährt, hat unweigerlich verloren. Schnell fahren und schnell (Roadbook) lesen war also gefragt. Nebenbei sollte man aber auch immer sein eigens Risiko abschätzen, denn wenn man einmal bei einer Serpentienstrasse den Hang hinunter stürzt, ist nicht nur das Ergebnis futsch...

"Cuenca"und Tag 5: spätestens heute ist der Spass vorbei und es wird richtig Rallye gefahren! 315km Etappe, eine Wertungsprüfung über fast 50km - das Ziel ist auf 2500m über dem Meer und die schnellsten brauchen dafür ca 48 min-und Endurofahren pur: steile Abfahrten, durch trockene und auch nasse und dann auch richtig tiefe Flussbetten kraxeln kostet richtig Kondition. Deswegen warnte auch Richard Schalber schonmal vor, das alle die nach 17.00 am letzen Checkpoint ankommen, besser die Strasse zum Ziel nehmen sollten. Denn zum Schluss wurde es noch einmal richtig heftig. Eine Abfahrt mit einem einstieg an einem Waldstück musste genau gefunden werden. Wer dass auf die leichte Schulter nahm und den reichlich vorhandenen (aber falschen) Spuren der Vorgänger nachfuhr, landete irgendwo tief unten...am falschen Abhang. das hinaufkraxeln soll einigen mehr Kondition als die ganze rallye gefressen haben...Wers richtig fand , hatte es trotzdem nicht einfach, der Waldweg wurde zunehmend steiler und endete in einer ca 2km langen Steilabfahrt über einen Berggrat mit kuzen steilen Kehren. Die wenigen BMW Piloten waren nicht zu beneiden...

Da ist kaum noch eine Steigerung möglich?! Doch! Der letze Tag, "Manzanera" ist zwar "nur"188km lang, davon sind allerdings 65 km Wertungsprüfung über schmale Singeltrails, steile Abfahrten durch Flussbetten und über schnelle Pisten auf Bergkuppen zu fahren. Heute kann man alles verlieren oder alles Gewinnen! Ich setze auch auf Vollgas - und gewinne! Platz 2 in der Klassenwertung. Doch nicht bei jedem geht die Rechnung auf: Viele stürzen noch oder verfahren sich kräftig auf diesen 65 km. Prominentestes Opfer ist Tara o ´Callagan, der die Rallye bis dahin soverän anführte: Er stürzt beim Überholen auf einem schmalen Singletrail in eine Schlucht und verliert nicht nur 6 min sondern auch die Gesamtführung. Das Ziel für diesen Tag war auf dem Marktplatz von Arras. Ein Dorffest zu Ehren des heiligen St. Martin sollte die richtige Kulisse abgeben. Nachdem ich bei der Sonderprüfung als 30. gestartet und als 5. im Ziel angekommen war, wollte ich am letzen Tag auch einmal als erster im Ziel sein und gab auch noch einmal auf der Strecke richtig Gas. Als ich dann auf dem Markt- und Zielplatz einrollte schaute ich dann doch etwas dumm unter meinem Helm hervor: Es war niemand von der Rallyekarawane zu sehen!! Ein paar hektische Anrufe klärten aber alles auf. Ich war einfach eine dreiviertel Stunde zu zeitig oder eben zu schnell...

Dafür konnte ich dann aber auch als Erster das Marktfest bei Tappas, Vino Tinto und mit vielen überaus freundlichen Spaniern geniessen...

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