Die Nerven Behalten - Überlegener Gesamtsieg von Stefan Heßler bei der Internationalen "Transdanubia Ride 2000"
Mittwoch abend irgendwo im Süden Ungarns: Die Nacht bricht scheinbar urplötzlich herein über der ungarischen Puszta. Auch die spärliche Beleuchtung wirft mehr Schatten als Licht und zeigt gerade noch die tiefen Spurrillen des Tiefsandkurses über den in Kürze nicht weniger als 97 Motorradfahrer donnern werden. Jeder der aus 15 Ländern rund um den Globus kommenden Teilnehmer des "Transdanubia Ride '99" hat dabei nur eines im Sinn: Bestzeit! Mittendrin der Suhler Stefan Heßler.
Rückblende: Bereits am vorangegangenen Samstag fand in München vor dem BMW-"Vierzylinder", dem markanten Hauptsitz der Firma BMW, die technische Abnahme statt. Stefan Heßer präsentierte seine nagelneue, vom Hirschbacher Zweiradspezialisten Thomas Preuß präparierte KTM Racing den kritischen Blicken der technischen Komissare.
Am darauffolgenden Sonntag startete der Rallyetroß mit einem keinen Fest bei BMW. Kaum 20 Kiometer weiter wartete gleich in der Nähe von München bereits die erste Wertungsprüfung auf die Fahrer. Dieser Prolog war eine fahrtechnisch sehr anspruchsvolle Stecke, abgesteckt in einem weitläufigen Kiesgrubengelände. Stefan Heßler, der mit seinem 4. Gesamtrang und Kassensieg im letzten Jahr sicher als einer der Favoriten zu sehen war, konnte dieser Rolle durchaus gerecht werden. Ohne Alles zu riskieren, fuhr der KTM-Pilot auf Platz 4. Begeistert schilderte er seine Wettkampferfahrung mit der neuen Maschine: " Das Gerät fährt sich so unheimlich leicht, gerade in solchen engen Kursen ein großer Vorteil!"
Die Stecke führte das Fahrerfeld, teils über Verbindungsetappen auf Asphalt, teils im Gelände mit Roadbook, weiter nach Schrems in Österreich, wo die "Nationale Wertungsprüfung Österreich" auf einem WM Crosskurs ausgetragen wurde. Kurz voher mußte Stefans "Rallyeschutzengel" erstmals schwerstarbeit leisten, als Stefan um ein Haar auf einem schwierigen Roadbookabschnitt eine Durchfahrtskontrolle verpaßt hätte. Glückicherweise stellte der Suhler rechtzeitig seinen Fehler fest und konnte ohne nennenswerten Zeitverlust seine Fahrt fortsetzen. Mit einem 6. Platz verließ der Suhler Österreich, um am gleichen Tag nach bis vor die Tore von Brno in der Tschechischen Republik zu fahren. Circa 650 Kilometer hatten die Rallyefahrer an diesem ersten Tag zurückgelegt.
Am nächsten Morgen stand die "Nationale Prüfung Tschechische Republik" in der Nähe von Brno im Rallyeprogramm. Eine 15km lange Strecke quer durch Wald und Feld war auf Bestzeit zu fahren. Stefan konnte mit einem weiteren 4. Patz seine vordere Position behaupten.
Nach dem Grenzübertritt in die Slowakei stand den Fahrern mit der "1. Nationalen Prüfung Slowakische Republik" die erste Navigationsprüfung bevor. Der Veranstalter sprach im Briefing (einer Vorbesprechung) von extremen Tiefsand verbunden mit schwieriger Navigation. Stefan ging mit einiger Aufregung als sechster Fahrer auf die Piste, zu fahren in einem Truppenübungsgelände der sowakischen Armee. Würde sich das neue Motorrad bewähren, läßt sich die Strecke finden!? Nach 5km hatte der Suher bereits den 3 min vor ihm gestarteten Fahrer überholt und befand sich nun als erster auf der Strecke! Das Ergebnis dieser Prüfung sollte den Grundstein für den Erfolg des Suhlers legen. Durch seine souveräne Navigation und seine Fähigkeiten als Sandspezialist konnte Stefan über eine Minute auf den zweitplazierten Fahrer dieser Prüfung herausfahren!
Die "2. Nationale Prüfung Slowakische Republik" in der Nähe von Pernek konnte Stefan wiederum mit einem 2. Platz absolvieren, was Ihn von nun an an die Spitze des Gesamten Fahrerfeldes brachte. Und diese Führungsposition sollte er bis zum letzten Tag nicht mehr abgeben!
Spät am abend dieses zweiten Tages trafen die Fahrer im Rallyecamp in der ungarischen Puzta südich von Budapest ein, wieder hatten sie 500 Kilometer zurügelegt.
Für den nun dringend anstehenden Service am Motorrad hatte Stefan kompetente Hilfe dabei. Der Hirschbacher Zweiradmechanikermeister Thomas Preuß hatte extra in dieser Woche seine Werkstatt geschossen, um den Suhler als Mechaniker bei dieser Marathonveranstaltung zu unterstützen.
Stefan sagte dazu: "Das das Motorrad wie ein Uhrwerk lief, ist sicher auch dem unermüdlichen Einsatz von Thomas Preuß zu verdanken, der nach den langen Rallyetagen oft bis Mitternacht schraubte, um die Maschine bis zum nächsten Tag wieder fit zu bekommen. Aber auch Ramona Metzner aus Schleusingen, die als Fahrerin des Serviceautos oft Ihre ganz eigene Rallye fuhr, um immer pünktlich an den Servicepunkten zu sein und sich vom Roadbook bis zum Essen um das ganze Umfeld kümmern mußte, hat Ihrern Anteil an meinem Erfolg. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bei den beiden ganz sehr bedanken!"
Vier Rallyetage im südichen Ungarn standen den fahren noch bevor. Täglich mit einer Gesamtstrecke zwischen 250 und 350 Kilometern, immer gewürzt mit jeweils einer anspruchsvollen Enduroprüfung auf einem abgesteckten Rundkurs und einer Navigationsprüfung, welche beide auf Bestzeit zu fahren waren. Obwohl verschiedene Konkurrenten Stefan in Gesamtklassement nahe kamen, konnte der Suhler seine Führungsposition immer wieder verteidigen, seine Stärken lagen dabei besonders bei den bis zu 30 km langen Navigationsprüfungen.
Als am Mittwoch kurz vor Mitternacht die Ergebnisse der Nachtrüfung feststanden, konnte Stefan einmal mehr seine Favoritenrolle als Sandspezialist behaupten - Bestzeit!
Als am Donnerstag einer der spanischen Konkurrenten Stefan sehr dicht "auf die Pelle" gerückt war, beschloß der Suhler für den Freitag noch einmal alles zu geben. Die Rechnung ging auf, mit weiteren Bestzeiten konnte er seine Führung nochmals ausbauen.
Mit zweieinhalb Minuten Vorsprung errang Stefan Heßer auf KTM EXC 520 den Gesamtsieg vor Victor Tatay (Spanien) und außerdem den Klassensieg in der Klasse der Fahrer mit internationaler Lizenz vor Mike Wooley (Irland)!
"Bedanken möchte ich mich hiermit nochmals bei allen Sponsoren und Freunden, die mir dabei geholfen haben!"
TEXT.. HRT
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